Ja, meine kleine Irene, mein Sorgenkind.
Nachdem sie Malaria hatte und wir damit schwarz auf weiß etwas gegen meine Ex-Gastmutter in der Hand hatten, sind wir auf der Suche nach einem Zimmer, in dem sie dauerhaft alleine wohnen kann. Jetzt allerdings wohnt sie ein paar Tage bei mir, da die ganze Situation hier eskaliert ist.
Da Irene wegen der durchaus starken Malariaerkankung Spritzen in den Po bekommen hat, konnte man ihrem wohl eher sonderlichen Gang direkt ansehen, dass sie behandelt wurde. Die Gastfamilie selbst hat es gar nicht gemerkt, erst als Schulkameraden nach Hause kamen um nach ihr zu schauen und leider ohne nachzudenken losgeredet haben, ist das Ganze aufgeflogen. Danach hat die Gastmutter selbst gesagt, Irene soll und kann das Haus verlassen. Gestern Abend sollte dann eigentlich der ganze Showdown sein, doch Irene ist weder aufgetaucht noch war sie erreichbar und ich daher mit meinen Nerven völlig am Ende wegen der Horrorszenarien die ich mir ausgemalt habe. Geplant war, dass sie ihre Sachen packt und abends friedlich mit einem hinterlassenen Brief aus dem Haus geht. Das hat leider nicht so ganz funktioniert, weshalb ich in Richtung ihres Hauses gefahren bin(in Begleitung!) um zu sehen, ob sie wirklich zu Hause ist. Dabei ist genau in dem Moment - wieder so ein dämlicher Zufall - Fabiola, die große und bösartige Gastschwester, auf dem Moto vorbeigefahren und hat mich in ihrem Viertel gesehen. Durch eine ziemlich glaubwürdige Ausrede konnten wir sie jedoch relativ leicht täuschen. Zwischenzeitlich war ich so verzweifelt, dass ich kurz davor war einfach in mein ehemaliges Zuhause reinzugehen und Irene zu holen oder beziehungsweise die Polizei zu rufen, ich war mir wirklich nicht sicher, ob ihr was angetan wurde. Georges jedoch konnte mich wieder einigermaßen beruhigen.
Also sind wir ohne Ergebnis zurück in unsere Wohnung, als ich gegen halb fünf morgens durch permanente Anrufe meiner Gastmutter geweckt wurde. Es hat etwas gedauert, bis ich eine SMS von Irene entdeckt habe, dass sie vor meiner Haustür steht. Das Mädchen ist nachts um vier von Zuhause abgehauen, wurde erwischst, es gab eine heftige Diskussion und die Gastfamilie hat Teile ihrer Habseligkeiten einbehalten. Natürlich wollten alle wissen wo sie hin geht, selbst gesagt hat sie es nicht, aber wohin sonst außer zu mir soll sie denn schon hingehen, sonst hat sie ja niemanden. Also ging der Telefonterror weiter, genauso wie die scheinheiligen SMS ob Irene denn gut bei mir angekommen wäre. Ich war mir nicht sicher, was und ob Georges vielleicht zu ihnen gesagt hatte, deswegen habe ich keinen Anruf entgegen genommen, sondern bis sieben gewartet, Georges kontaktiert, der ebenfalls pausenlos angerufen wurde und zur Gastfamilie gebeten wurde.
Dort wurden wieder die wildesten Lügengeschichten aufgetischt, der Hammer schlechthin war wohl die Aussage der Gastmutter, dass sie zur Polizei gehen wollte, da ich Irene gekidnappt hätte. Mit Verlaub, diese Frau ist wirklich gestört. Georges selbst hat ihr erklärt, dass das ganze ein Schuss in den Ofen für sie wäre, da dann die Misshandlung Irenes an die Justiz kommen würde und Irene völlig freiwillig zu mir gekommen ist - genau so, wie die Gastmutter selbst zu ihr gesagt hat, sie soll gehen, was sie jetzt widerum leugnet.
Nun gut, von der Gastfamilie weggefahren, ruft Georges mich panisch an, dass ich Caro, eine andere Freiwillige, die Fabiola kennt, sofort anrufen muss und sie davon abhalten, dass sie mit Fabiola zu mir kommt. Dieses Teufelsmädchen hielt sich für ganz schlau und hat scheinheilig zu Caro gesagt, sie wolle mich besuchen aber wisse ja nicht, wo mein neues Zuhause ist - aus gutem Grund, da ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will, und somit auch die Sicherheit Irenes weg wäre. Zwei Minuten später und Caro hätte mit ihr vor der Tür gestanden, sie konnte sie gerade noch abwimmeln und einen Termin als Vorwand nehmen, warum sie doch nicht mit ihr zu uns kommen kann. Daraufhin lies Fabiola nur ausrichten:"Mama ist stocksauer und Irene muss SOFORT nach Hause kommen." Tja - die träumen mal wieder.
Georges ist erneut zu der Gastfamilie gefahren, hat erklärt, dass Irene für ein paar Tage bei mir wohnt, bis wir für sie selbst ein Zimmer gefunden haben(ich fahre im Mai weg, daher keine permanente Lösung), sie nicht wiederkommen wird und er die restlichen Sachen von Irene mitnehmen mag. Das hat die Gastmutter zuerst verweigert, erst mit Drohung von Polizei hat sie eingewilligt, dass wenn ich einen "Vertrag" unterschreibe, auf dem ich für die nächsten Tage die Verantwortung für Irene übernehme und Irene, Georges und ich morgen vorbeikommen. Ich soll doch nochmal erklären, warum ich überhaupt aus der Familie weg bin, was mich denn gestört hätte - ich glaube diese Aussage zeigt, wie wenig meine Ex-Gastmutter und Fabiola verstehen, was sie Irene angetan haben, man kann nur beten, dass sie es eines Tages verstehen.
Jetzt allerdings ist wichtig, dass heute für Irene ein neuer Lebensabschnitt begonnen hat und sie ihre schreckliche Kindheit hinter sich lassen kann.
Vielliecht klappt mein Menschenrechtsprojekt nicht, ich kann nicht unterrichten, weil Schüler die Schulgebühr nicht bezahlen aber eins weiß ich - dass ich nach Togo gekommen bin, hat einene tiefen Sinn, denn ich habe Irene das Leben gerettet.
wow, hannah, ich bin echt sprachlos. Und total begeistert von dem Einsatz den du da leistest!! Ich bete für dich und Irene!Versprochen.
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