Freitag, 12. April 2013

Noch ein kleiner Streich



Die gute alte Gastmutter wollte uns noch einmal einen kleinen Streich spielen, wir haben uns auch schon gewundert, dass alles auf einmal so ruhig abgelaufen ist.
Die Freiwillige, die vor mir in der Familie war, hat ein Paket an die Gastmutter geschickt, wo auch etwas für Georges, Roger und auch Irene enthalten war. Wie zu erwarten, hat sie nur die Teile für Georges und Roger weitergegeben, Irenes Part wurde einbehalten. Da sie mir aber vorher geschrieben hatte, wusste ich genau Bescheid und auf einen Anruf hin hat sie die Gastmutter darum gebeten, Irenes Teile bitte an Roger oder Georges zu geben, damit Irene nicht noch einmal zurück in dieses Haus muss. Es war klar, dass sie das natürlich nicht so macht, sondern Irene heute Morgen in der Schule aufgesucht hat, welche danach völlig aufgelöst zu mir kam, da so alles wieder in ihr hochgekommen ist. Auch, weil man ihr gestern gesagt hat, dass Fabiola, meine ehemalige Gastschwester, im alten Quartier rumerzählt, Irene wäre jetzt völlig verwahrlost, alleine und am hungern, ich wäre schon zurück in Deutschland, jetzt hätte sie niemanden und müsste noch mehr leiden als vorher – völliger Quatsch eben. Da muss man einfach drüber stehen, was in Afrika aber ziemlich schwierig ist, da hier mehr geschwätzt wird als in deutschen Dörfer und das den Leuten hier wirklich etwas ausmacht.
Jedenfalls hat die Gastmutter Irene heute dazu aufgefordert, mittags vorbeizukommen und die Sachen abzuholen. Die Kleine hat erstaunlich schlau reagiert und sich auf keinen festen Termin eingelassen, sondern gesagt, sie kommt, wenn sie Zeit hat und wann wüsste sie momentan nicht genau. Das hat der Gastmutter natürlich gar nicht geschmeckt, da sie schon wieder irgendetwas ausheckt und Irene bloß nach Hause locken will, am besten noch mit mir im Gepäck. Darauf lassen wir uns natürlich nicht ein, denn wie wir gelernt haben, schreckt diese Frau vor nichts zurück. Daher gehen wir jetzt direkt zur Polizei, die bekanntlich auf dem Laufenden der Geschehnisse in der Vergangenheit ist, und lassen es so regeln, dass die Gastmutter alles direkt dort hinbringen muss. Gut, dass ich auch eine detaillierte Liste der Sachen habe, die für Irene sind – wenn auch nur eine Sache fehlt, wird die Polizei wohl alles andere regeln. Damit sind wir aus dem Schneider, keiner Gefahr ausgesetzt und die Gastmutter versteht hoffentlich endgültig, dass wir uns nicht tricksen lassen. Traurig, dass  das Spiel wohl immer noch weiter geht. Ich hoffe, dass Irene mental stark bleibt, da sie das alles, vor allem auch die Erzählungen des Mädchens aus dem alten Quartier, ziemlich herunter gezogen haben.
Ansonsten gibt es, um ehrlich zu sein, nicht viel zu berichten. Man lebt den togolesischen Alltag, ich hatte wieder zwei Tage frei, da der Streik weitergeht und damit keine Schüler auftauchen und ansonsten bleibt nur zu sagen, dass ich heute in sechs Wochen schon heim fliege! Mein Gott.. Die Zeit rast und ich bin im riesigen Zwiespalt zwischen Vorfreude auf Zuhause und Trauer, dass ich mein neues Leben hier schon wieder verlasse. Es ist wirklich der Wahnsinn, wie sehr man sich an das Leben hier gewöhnt hat – es ist jetzt einfach normal hier zu sein, man kennt alles, weiß, wie die Dinge ablaufen. Aber bald ist das schon wieder vorbei… Ich sollte jeden Tag voll nutzen!

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