Da ich gerade etwas Zeit habe, da ich auf Marleen und Anika
warte, mit denen ich nach Lomé fahre(doof, dass gerade eine Warnung des
Auswärtigen Amts bezüglich einer Demonstration morgen in Lomé kam …), kann ich
jetzt endlich mal über die „Wirtschaft“ hier in Togo schreiben, habe ich schon
lange vorgehabt.
Ja.. Wirtschaft. Kann man das so nennen? Fakt ist, dass Togo
das mit Abstand am rückständigsten Land hier in der Gegend ist, Ghana nebenan
ist sozusagen ein kleines Europa und Benin und Burkina Faso sind beide auch
schon wesentlich weiter vorangeschritten. Aber woran liegt das? Mir ist schon
öfter aufgefallen, dass die Leute zwar in gewissermaßen unzufrieden mit ihrer
Situation hier sind, aber irgendwie scheint der wirkliche Wille was zu ändern
zu fehlen und die Faulheit siegt. Im Prinzip haben die Menschen hier einen
wirklich sehr monotonen Tagesablauf: Früh aufstehen, Stand an der Straße
aufbauen und etwas verkaufen. Das ist im Prinzip locker 80% der Wirtschaft die
sich hier tut, die Leute fabrizieren irgendwelche Dinge zu Hause und probieren
sie dann auf dem Markt loszuwerden, man kauft bei dem Einen und probiert es
dann selbst weiterzuverkaufen. Dabei sind die Produkte in der Auswahl auch sehr
eingeschränkt – im Prinzip sieht man überall das Gleiche. Dasselbe Szenario
zeigt sich auch mit den Künstlern, jeder malt seine Bildchen, hofft sie
loszuwerden und sitzt dabei von morgens bis abends in dem kleinen Stand an der
Straße und guckt in die Weltgeschichte. Wie man da jemals Geld sparen soll, ist
fraglich, beziehungsweise unmöglich, weshalb es einfach jeden Tag so weiter
geht. Für uns „Arbeitsmenschen“ aus dem fleißigen Deutschland ist das wirklich
unvorstellbar, ich würde spätestens nach 2 Monaten vor Langeweile eingehen.
Die Frage ist, wie die Togolesen wohl reagieren würden, wenn
man ihnen etwas Neues zeigt, was vielleicht noch kein anderer hat und sie damit
eventuell gut verdienen könnten. Ich fürchte, es würde auf Ablehnung
hinauslaufen.
Natürlich gibt es auch Menschen, die wirkliche Arbeitsstellen,
beispielsweise für die Telefonanbieter haben, aber das ist eine absolute
Minderheit. Auffällig ist, dass die besonders großen Autos immer von
Organisationen wie UNICEF gefahren werden – da fragt man sich dann auch wieder,
wo die Spenden so hingehen. Aber gut.
Wenn es dann Menschen gibt, die etwas ändern wollen, oder
auch Freiwillige wie ich, werden einem noch gigantische Steine in den Weg
gelegt. Ich dachte eigentlich, dass es hier ja im Überfluss leckere Schokolade
oder morgens frisch aufgebrühten Kaffee geben müsste, schließlich werden hier
unheimliche viele Kakao- und Kaffeepflanzen angebaut. Fehlanzeige. Warum? Ich
habe mich umgehört, die Menschen haben so an sich nicht genug Geld um die
Maschinen dafür zu kaufen. Na dann geht man eben zur Bank und holt ein Darlehen
– wieder Fehlanzeige. Über solche „großen“ Geschäfte wird der Staat immer
informiert und wenn klar ist, dass irgendwo viel Geld reinkommen könnte, wird
sich so viel eingemischt und so viele Steuern erhoben, dass das ganze nicht
mehr rentabel ist.
Die Menschen sind unzufrieden, nicht so sehr, dass sie ihr
Leben hier nicht mögen, aber dennoch stört sie ihre Situation, aber keiner
rafft sich auf, um etwas zu unternehmen. Beispiel Arabischer Frühling zeigt,
dass es in der Tat möglich ist, die Situation eines Landes von Grund auf zu ändern – denn das größte Problem ist nach
wie vor die Regierung, seit 37 Jahren regiert hier die gleiche Familie, das
wird auch der Hauptgrund sein, warum Togo so weit hinterher hängt. Aber wer
weiß – vielleicht kommt ja morgen bei der Demonstration des
Oppositionsbündnisses was rum, ich bin sicher, danach gibt es was zu berichten!
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