Gerade wieder gab es einen Vorfall, der die unterschiede in
der europäischen und afrikanischen Mentalität sehr deutlich zeigt. Meine
Friseurin, die mir die schönen Zöpfe im hochschwangeren Zustand gemacht hat,
hat endlich ihr Baby bekommen – doch es ist nach ein paar Stunden gestorben. Als
ich das gehört habe, sind mir die Tränen in die Augen geschossen, allerdings
war ich mit einer solchen Reaktion alleine unterwegs, denn die Kommentare von
den Togolesen und selbst den Eltern selbst waren: „Dann wird es eben das
Nächste“, „Es sollte so sein“. Und das bei dem Erstgeborenen. Das Sterben ist
hier etwas wirklich Natürliches, das einfach dazu gehört und kein großes
Aufsehen erregt. „C’est la
vie!“ Schön und gut, für mich ist es trotzdem etwas sehr Dramatisches,
wenn so etwas passiert. Aber man muss bedenken, dass hier eben oft die
Medikamente als Heilmittel fehlen und daher tagtäglich im Bekanntenkreis
Menschen sterben. Bitter aber wahr.
Aber die Togolesen haben ein Mittel, mit dem sie sich zu
helfen wissen, wenn ihnen etwas widerfährt: Der Glaube an Gott. An sich ist das
ja etwas Gutes, wenn die Leute glauben und hoffen, doch meiner Meinung nach
entwickelt sich das ganze zu einem Problem hier, da es etwas ausartet. Wenn
sich die Leute etwas wünschen, wie zum Beispiel Erfolg in der Schule beten sie
zu Gott – anstatt sich mal hinzusetzen und zu lernen. Für viele ist es auch ein
riesen Traum, eines Tages nach Deutschland zu gehen. „Ich bete einfach jeden
Tag zu Gott und eines Tages wird er mir das dann ermöglichen!“ hört man da
nicht selten. Fraglich, ob es nicht sinnvoller wäre Deutsch zu lernen und zu
arbeiten, damit man Geld ansparen kann. Es ist irgendwie gefährlich, wenn die
Menschen hier beginnen, sich NUR auf die Hilfe von Gott zu verlassen. Aber das
jemandem hier vor Ort zu erklären, ist wirklich unmöglich.
Eine weitere Sache, die ich jetzt mal zur Mentalität zähle,
ist die Art wie hier mit den Weißen umgegangen wird. „Yovo, Yovo, bonsoir!“
(Weiße, Weiße, Guten Tag) höre ich hier ungelogen mindestens 40 Mal am Tag –
wenn man mal überlegt, wäre es bei uns das Unhöflichste überhaupt, jemanden
Schwarzer zu nennen, was ich auch nie machen würde. Ebenfalls hört man sehr oft
„Il faut me faire cadeau“(Du musst mir ein Geschenk machen) oder „Donnez-moi“(Gib
mir …). Bitte und Danke sucht man oft vergeblich. Ich habe angefangen,
Yovo-Rufe einfach zu ignorieren, damit die Leute merken, dass das einfach nicht
die feine Art ist. Wenn man Madame ruft, bin ich natürlich weiterhin für jeden Plausch
zu haben ;-) Achso, meine Strichliste für Heiratsanträge ist mittlerweile so um die 15.. Da geht man nichtsahnend über die Straße und plötzlich ist man mit einem Bein verheiratet!
Zu der Mentalität war es das soweit für den Moment,
ansonsten gibt es zu sagen, dass die Diebe leider noch zweimal versucht haben,
bei uns einzubrechen, jetzt gibt es einen riesen Eisenriegel vor unserem
Geschäft. Es ist wirklich kein schönes Gefühl, draußen haben wir jetzt den
wunderschön schattenspendenden Baum gefällt, da man darüber in das Haus
eindringen könnte. Es ist wirklich schade, aber gerade jetzt vor Weihnachten,
brauchen die Leute Geld. Ich hoffe, dass es sich danach legt und nicht an mir
liegt…
Eben war ich bei der Weihnachtsfeier der Envol-Schule(Behindertenschule), es war wunderschön anzusehen, wie die Kinder sich über die Geschenke gefreut haben und auch, dass die Eltern zahlreich erschienen sind, um zuzuschauen, wie die Kinder die Weihnachtsgeschichte spielen – denn, doch noch was zur Mentalität, hier ist es (mal wieder) eine Strafe Gottes, wenn man ein behindertes Kind kriegt und oft bedeutet das, von der Familie verstoßen und ungeliebt zu sein. Und die kleine Deborah, die den Weihnachtsstern gespielt hat, war das zuckersüßeste, was ich je gesehen habe! Naja, gleich geht es weiter, das Baby meines Koordinators anschauen, vielleicht toppt es das noch.
Ansonsten, sollte die Welt morgen untergehen: Ich hab euch
alle unendlich lieb, ich hab die besten Freunde und die tollste Familie auf der
ganzen Welt! Ich lasse morgen was von mir hören ;-) Alles Liebe, eure Hannah
Well let's assume we all survive today. Pleased to hera thta things are beginning to get a bit Christmasy with you and that the efforts you are making in your little community are improving their lives, if only a little. And I do certainly understand that you are very reflectve about the bit with the baby and other things you have expereinced so far - how different some values seem to be where you are now. Love. Dad
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