Mittwoch, 24. Oktober 2012
Demokratische Wahlen.. was soll das denn sein?
Heute habe ich etwas erlebt, was mich bestürzt, erfreut und vor allem beinahe zu Tränen gerührt hat.
Nachdem wir morgens wieder die fünf verschieden Schulen für die Menschenrechtsdiskussionen besucht haben und ich etwas Deutsch unterrichtet habe(Januar, Februar, März, April, die Jahresuhr steht niemals still), habe ich in der Mittagspause(ein ANSTRENGENDER Tag!) an einer freiwillien Deutsch-AG teilgenommen. Die Schüler sind dann immer völlig aus dem Häuschen. Heute war das erste Treffen dieser AG, es standen die Wahlen zum Klassensprecher an, insgesamt gab es drei Ämter zu vergeben. Wichtig ist, dass es nur 4 Jungs und 19 Mädchen in diesem Kurs gibt. Der Lehrer hat einfach gefragt, wer den Job übernehmen mag und es haben sich ausschließlich Jungs gemeldet. Die Mädchen haben einfach zu viel Angst. Georges, welcher Recht studiert hat, hat hier eingegriffen und gesagt, wir machen jetzt demokratische Wahlen! Das einzige was es dafür gab waren irritierte Blicke und Unverständnis. Die Kinder, beziehungsweise eher Jugendlichen, wussten tatsächlich einfach nicht, was Demokratie in diesem Zusammenhang bedeutet. Selbst der Lehrer war überfordert. Georges und ich haben das dann übernommen, Vorschläge angenommen, die Auserwählten konnten dann ablehnen oder annehmen, danach musste jeder Kandidat eine kleine "Rede" halten, warum er für das Amt geeignet ist. Per Zettel gab es eine anonyme Wahl, die zu dem Ergebnis kam, dass zwei Ämter von Mädchen und eines von einem Jungen ausgeführt wird, also die optimale Mischung. Was mich berührt hat war der Wandel von Kindern die nicht wussten was wir mit Demokratie meinen und passiv und scheu auf ihrem Platz saßen, zu engagierten, dynamischen Minipolitikern, die sich aktiv für ihr Amt und ihre AG einsetzen und verstehen, wie gerechte Wahlen funktionieren. Und vor allem, dass es so das in Togo oft unterdrückte Geschlecht geschafft hat, genug Selbstvertrauen zu kriegen. In so Momenten weiß ich genau warum ich hier bin und bin einfach nur glücklich darüber.
Nachmittags ging es dann direkt mit einer riesigen Horde Kinder weiter, die zwei Stunden lang beschäfigt werden wollten. Und auch hier, mit für uns vergleichsweise Kleinigkeiten wie einem Fußball hatten die Kinder hier so unfassbaren Spaß, dass einem einfach das Herz aufgeht. Als ich dann noch etwas aus meinem riesigen Sortiment an Süßigkeiten ausgepackt habe und auch die Lehrer sehr erfreut darüber waren, war ich endgültig der Held des Tages. So, jetzt bin ich aber auch mehr als platt und lege mich sage und schreibe um 21 Uhr todmüde ins Bett. Morgen geht es um sieben weiter mit Deutsch- und Englischunterricht. Am Freitag ist ein Feiertag hier, dann geht es mit Lisa nach Lomé aufs - jetzt kommt's - Oktoberfest !!
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