Sonntag, 13. Januar 2013

Zwei Wochen in Benin


Meine Lieben, endlich habe ich Zeit gefunden um meinen Bericht über die tolle tolle Beninreise mit Lisa abzutippen. Entschuldigt bitte meine Verspätung, aber in den ersten Tagen zurück in der Heimat gab es einfach unheimlich viel zu tun.
Nachdem wir uns mit der wohl unfreundlichsten Frau der Welt auf dem Beninkonsulat herumgeschlagen hatten, ging es am 27.endlich los in das benachbarte Land – erster Stopp Grand Popo. Leider kamen wir so spät in der „Happy Reaggae Forever Lion Bar“ an, dass alle Zimmer schon vergeben waren, also haben wir die erste Nacht am Strand gezeltet. Der Fakt, dass das erste was man morgens gesehen hat wenn die Tür aufging das Meer war hat auch die Tatsache, dass das Zelt wohl eher für Kinder gedacht war und wir ziemlich eingequetscht geschlafen haben, wieder gut gemacht. Die zweite Nacht war dann Gott sei Dank ein Zimmer frei und der Tag insgesamt sehr entspannt nachdem wir nur faul am Privatstrand rumgelegen haben. Hier haben wir auch Katy und Johnty, mit denen wir nachher die Safari gemacht haben, kennengelernt.
Eigentlich wäre der nächste Stopp dann Ouidah gewesen, Gott sei Dank haben wir durch einen zufälligen Anruf erfahren, dass der Bankautomat dort nicht funktioniert, denn wir waren so gut wie ohne Geld unterwegs. Also mussten wir weiter bis nach Cotonou fahren, wo wir einfach maßlos überfordert waren, denn diese Stadt ist so riesig, anstrengend und unübersichtlich, dass wir ziemlich schnell weiter wollten. Also haben wir nur kurz Geld abgehoben und sind weiter in die Hauptstadt Porto Novo, die gerade mal ein Drittel so groß wie Cotonou dafür aber 1000-mal schöner ist, gefahren. Hier sieht man noch sehr viel Einfluss der Brasilianer und der Kolonialzeit, die Stadt hat wirklich Charme und unser Hotel, dass erstaunlicherweise total auf Nachhaltigkeit gesetzt hat(ist in Westafrika wirklich nirgends zu finden, Plastik olé!), hat uns so gut gefallen, dass wir drei Nächte und damit auch Silvester dort verbracht haben. Ja… Silvester in Benin ist so eine Sache. Insgesamt relativ unspektakulär, da fast jeder bis circa 2 Uhr morgens in die Kirche geht, sind wir in eine Bar in der wirklich alle fünf Sekunde kleine Kinder mit aufgeschnittenen Pappkartons mit Jesusbildchen oder anderen Dingen vorbeigekommen sind und nach Geld gefragt haben. Das war wirklich nicht so schön und hat uns eher traurig gestimmt, daher sind wir weiter gefahren und haben einen sehr netten Motofahrer kennen gelernt, der uns sozusagen eine Stadtführung Porto Novos gegeben hat. Kurz vor Mitternacht waren wir dann in einem Restaurant und wie sollte es anders sein – um null Uhr war Stromausfall. Afrika wie es leibt und lebt! Wir haben uns dann relativ bald auf den Heimweg gemacht, da wir am nächsten Tag zurück nach Cotonou gefahren sind, dieses Mal aber glücklicherweise in ein sehr hübsches und ruhigen Viertel. Wir haben in einem Haus für deutsche Gastarbeiter gelebt und – absolut überragend – eine Küche zur Verfügung gehabt!!! J Highlight schlechthin, nach einem kurzen Strandbesuch dann ab auf den Markt bzw. in den Supermarkt und Zutaten für, haltet euch fest, Salat, Spiegelei und Bratkartoffeln geholt. Was haben wir dieses Essen gefeiert.
Am nächsten Morgen ging es dann sehr sehr sehr früh los auf die letztendlich fast unendliche Busfahrt hoch in den Norden nach Natitingou. Das ist sozusagen das Eingangstor für den Pendjari Nationalpark(70 km entfernt), die Strecke bis in den Norden beträgt circa 600km, da wir aber leider einen netten Umweg von 200km gefahren sind(wenn man nicht alles hinterfragt… ;-) ) haben wir geschlagene 15 Stunden gebraucht. Gott sei Dank, dass es in Benin, was uns ja als „fast wie Europa“ beschrieben wurde (keineswegs!) gute Straßen gibt. Spät abends angekommen haben wir dann die Neuseeländer, Katy und Jonthy, die wir aus Grand Popo kannten, wieder getroffen und am nächsten Tag dann alles für die lang ersehnte Safari organisiert – Guide, Auto, Sprit, Wasser. Endlich sind wir dann am 3. aufgebrochen um direkt an den Park heran zufahren und noch eine Nacht in Tanongou und dem dortigen wunderschönen Wasserfall zu verbringen – Klippenspringen! J Am nächsten Morgen hieß es noch vor Sonnenaufgang aufstehen, damit wir früh schon die ersten Tiere sehen. Ich kann euch sagen, die Safari war der Hammer!!! Wir haben mindestens 7 Mal Elefantenherden gesehen, Krokodile, Hippos, Affen ohne Ende, Antilopen noch mehr, Warzenschweine und und und …! Nur Mufasa hat uns vergeblich warten lassen, wir sind nicht in den Genuß eines Löwen gekommen. Nächstes Mal vielleicht ;-) Das ganze übrigens auf dem Dach unseres 4WD Autos, Safari in Benin bedeutet toller Ausblick auf angeschweißten Sitzen. Die tollste, beziehungsweise auch krasseste Erfahrung auf der Safari war, als ein Elefant seine Herde und vor allem das Baby beschützen wollte. Er hat uns als so böse angesehen, dass er gerade aus auf unser Auto zugerannt ist, die Ohren ausgeweitet und einfach so unfassbar laut getrötet hat, dass ich echt dachte, gleich ist es vorbei. Zu unserem Glück hatte der Elefant wohl leichte Orientierungsschwierigkeiten und ist in einen kleinen Baum gelaufen und wir hatten damit genug Zeit um schnell davon zu düsen – aber schaut euch das Video einfach selbst an, es war der Wahnsinn! Ganz abgesehen davon war zu dieser Zeit auch ein unglaublich schöner Sonnenuntergang zu sehen. Alles in diesem Nationalpark war einfach zauberhaft. Am nächsten Tag haben wir dann nochmals morgens eine Tour gemacht und sind dann gegen Mittag zurück in Richtung Natitingou gefahren, gut, da wir alle ziemlich pleite waren und uns nur noch von trockenem Brot ernährt hatten, im Nationalpark gibt es eben eher weniger Hotels und dafür saftige Preise. Unglaublich war auch, dass es dort oben im Norden einfach richtig eisekalt war in der Nacht. Bei den Fahrten morgens auf dem Dach des Autos sind wir bei ungelogen 7 Grad fast erfroren, trotz Pullis und langer Hosen. Jaja, wir sind das nicht mehr gewohnt hier!
Natürlich mussten wir dann auch die lange Rückfahrt Richtung Süden wieder antreten, dieses mal aber nicht ganz so lange, da wir ersten eine andere Gesellschaft gebucht hatten, um nicht wieder den riesigen Umweg zu fahren und zweitens, wir schon in Abomey, etwas von der Küste entfernt ausgestiegen sind.
Womit ich dann zu dem wohl härtesten Teil meines Berichtes komme. Abomey ist etwas ganze besonderes, in der dieser kleinen Stadt hat es bereits zu der Kolonialzeit eine „Königsfamilie“ gegeben, vor die selbst die Franzosen solche Angst hatten, dass sie ihr ferngeblieben und die Eisenbahn in 10 km Entfernung installiert haben. Nicht ohne Grund wie wir erfahren sollten … Wir wollten eigentlich nur eine geführte Tour in ein paar der ehemaligen Königspaläste(Lehmhütten) machen, als uns dann immer mehr von irgendwelchen Prinzen mit vielen Frauen und überhaupt dem starken Voodookult erzählt wurde mussten wir öfter mal kurz kichern. Hinter uns waren bei der geführten Tour 3 junge Kerle, um die zwanzig dachten wir. Ich habe aus Spaß gefragt, na, ihr seid doch bestimmt auch so Prinzen, und dann Ja als Antwort bekommen – dann ging’s rund. Schaut euch unbedingt das Bild dazu an, denn diese Kerle sind zwischen 25 und 28 Jahren alt, haben 4-6 Frauen und alle schon mindestens 6 Kinder, Geschlechtsverkehr ab 11 Jahren. Wir dachten wirklich wir sind im falschen Film, haben es auch nicht geglaubt, bis wir zu einem „Prinzen“ nach Hause geführt wurden und dort gesehen haben, dass diese Stories wirklich stimmen. Leider bringt das ganze natürlich Probleme mit sich – Albinos, behinderte Kinder oder Ähnliches, die dann noch nach dem Prinzip dieser Könige aus den Familien verstoßen oder gar umgebracht werden. Wenn man fragt, warum sie sich so verhalten, obwohl die Probleme doch offensichtlich sind, heißt es einfach, „unsere Eltern haben das auch so gemacht, das ist eben unsere Kultur“. Mal wieder traurig zu sehen, wie wenig die Afrikaner reflektieren oder ihr Verhalten überdenken. Allerdings wurden wir dann abends noch zu einer Voodoo Zeremonie zwecks einer Beerdigung eingeladen. Es war der Vater einer der uns drei bekannten Prinzen, schien ihn aber auch nicht außerordentlich zu berühren, verständlich, nachdem wir sehen mussten, dass er sein Neugeborenes kaum beachtet hat. Leider hat das alles dann doch nicht so ganz geklappt und wir haben nur das übriges Schafblut auf dem Boden gesehen und mussten dann flüchten, da irgendein Voodoozauber losging, ein richtig lautes Pfeifgeräusch in der Luft was schon irgendwie angst einflößend war – soviel dazu. Voodoo gehört in Benin eben einfach dazu.
Schön, dass wir einen Tag später zu dem anderen Highlight der Reise gelangt sind – Lac Ahémé. Ein wirkliches wunderschönes Fleckchen Erde, vor allem unser Hotel, hier haben wir uns für 10 Euro die Nacht, noch mal richtig was gegönnt. Jap, ihr hört richtig. Für den Preis, in den man in Deutschland nicht mal eine Jugendherberge bekommt, haben wir hier in einem Hotel mit Restaurant auf dem See, Fernseher, riesigem Bett und schönem Bad geschlafen. Am liebsten wären wir für immer da geblieben, ging aber natürlich leider nicht. Am nächsten Morgen haben wir den Sonnenaufgang über dem See guckt und uns noch mal was gegönnt – ein riesiges Frühstück für 3 Euro pro Nase. Und das kommt einem, wenn man an die Preise hier gewöhnt ist, einfach so teuer vor!
Und dann ging es auf zu unserer letzten Station, Ouidah – dieses Mal hat auch der Bankautomat funktioniert. Beinahe wären wir da gar nicht mehr hingefahren und das wäre ein riesiger Fehler gewesen. Erstens ist Ouidah nämlich richtig hübsch und zweitens ist hier wirklich was zu sehen und zu entdecken. Denn in Ouidah ist der „Point of no return“, von hier aus wurden 15 Millionen Sklaven nach Amerika geschifft. Wir haben eine geführte Tour gemacht was wirklich interessant aber auch schockierend war, da hat man sich kurzzeitig wirklich geschämt, weiß zu sein. Obwohl viel von dem, was dort abgelaufen ist, dem gefürchteten König aus Abomey zuzuschreiben ist. Die einzig schlechte Erfahrung war, dass uns ein paar junge Männer mit einem „Voodootanz“ übers Ohr hauen wollten, letztendlich waren sie aber die schockierten, als wir es gewagt haben uns dem lächerlich verkleideten Typen, der der Gott der Toten sein sollte, zu widersetzen. Im Nachhinein kann man sich wirklich drüber kaputtlachen, zu dem Zeitpunkt selbst aber hat man dann doch irgendwie etwas Bammel, dieser Voodoo-Zauber … !
Von Ouidah aus ging es dann zurück in das heigeliebte Togo, wobei ich in Lomé gerade noch mein Visum, was nach drei Monaten ausläuft, verlängert habe.
Die Reise war wirklich ein Traum, wir haben so viel gesehen und erlebt und vor allem so interessante Menschen kennen gelernt und Gespräche geführt, die ich nicht missen möchte. Benin ist in der Tat schon etwas weiter voran geschritten, die Straßen sind gut ausgebaut, es gibt offizielle Touristenbüros- und führer, Versicherungen für die Motofahrer und insgesamt auch mehr Reichtum, was man an den vielen guten Autos sieht. Als „fast wie Europa“ kann man das ganze jedoch niemals beschreiben, da fragt man sich wieder, was für Vorstellungen man hier von Europa hat.
Und jetzt heißt es: Zurück an die Arbeit!
Aussicht aus dem Zelt am Grand Popo

Auf zur Safari :-)

Afrika wie es leibt und lebt


Roof-Top Safari

Lisa, Katy, Jonty und ich

Rafiki

Tanongou Wasserfall

Pendjari National Park

Sunset in Pendjari


Die Prinzen!!!


Eins von gefühlten 1000 Elefantenbildern

Lac Ahémé


Das Flipflop Phänomen

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