Meine Lieben, endlich habe ich Zeit gefunden um meinen
Bericht über die tolle tolle Beninreise mit Lisa abzutippen. Entschuldigt bitte
meine Verspätung, aber in den ersten Tagen zurück in der Heimat gab es einfach
unheimlich viel zu tun.
Nachdem wir uns mit der wohl unfreundlichsten Frau der Welt
auf dem Beninkonsulat herumgeschlagen hatten, ging es am 27.endlich los in das
benachbarte Land – erster Stopp Grand Popo. Leider kamen wir so spät in der
„Happy Reaggae Forever Lion Bar“ an, dass alle Zimmer schon vergeben waren,
also haben wir die erste Nacht am Strand gezeltet. Der Fakt, dass das erste was
man morgens gesehen hat wenn die Tür aufging das Meer war hat auch die
Tatsache, dass das Zelt wohl eher für Kinder gedacht war und wir ziemlich
eingequetscht geschlafen haben, wieder gut gemacht. Die zweite Nacht war dann
Gott sei Dank ein Zimmer frei und der Tag insgesamt sehr entspannt nachdem wir
nur faul am Privatstrand rumgelegen haben. Hier haben wir auch Katy und Johnty,
mit denen wir nachher die Safari gemacht haben, kennengelernt.
Eigentlich wäre der nächste Stopp dann Ouidah gewesen, Gott
sei Dank haben wir durch einen zufälligen Anruf erfahren, dass der Bankautomat
dort nicht funktioniert, denn wir waren so gut wie ohne Geld unterwegs. Also
mussten wir weiter bis nach Cotonou fahren, wo wir einfach maßlos überfordert
waren, denn diese Stadt ist so riesig, anstrengend und unübersichtlich, dass
wir ziemlich schnell weiter wollten. Also haben wir nur kurz Geld abgehoben und
sind weiter in die Hauptstadt Porto Novo, die gerade mal ein Drittel so groß
wie Cotonou dafür aber 1000-mal schöner ist, gefahren. Hier sieht man noch sehr
viel Einfluss der Brasilianer und der Kolonialzeit, die Stadt hat wirklich
Charme und unser Hotel, dass erstaunlicherweise total auf Nachhaltigkeit
gesetzt hat(ist in Westafrika wirklich nirgends zu finden, Plastik olé!), hat
uns so gut gefallen, dass wir drei Nächte und damit auch Silvester dort
verbracht haben. Ja… Silvester in Benin ist so eine Sache. Insgesamt relativ
unspektakulär, da fast jeder bis circa 2 Uhr morgens in die Kirche geht, sind
wir in eine Bar in der wirklich alle fünf Sekunde kleine Kinder mit
aufgeschnittenen Pappkartons mit Jesusbildchen oder anderen Dingen
vorbeigekommen sind und nach Geld gefragt haben. Das war wirklich nicht so
schön und hat uns eher traurig gestimmt, daher sind wir weiter gefahren und
haben einen sehr netten Motofahrer kennen gelernt, der uns sozusagen eine
Stadtführung Porto Novos gegeben hat. Kurz vor Mitternacht waren wir dann in
einem Restaurant und wie sollte es anders sein – um null Uhr war Stromausfall.
Afrika wie es leibt und lebt! Wir haben uns dann relativ bald auf den Heimweg
gemacht, da wir am nächsten Tag zurück nach Cotonou gefahren sind, dieses Mal
aber glücklicherweise in ein sehr hübsches und ruhigen Viertel. Wir haben in
einem Haus für deutsche Gastarbeiter gelebt und – absolut überragend – eine
Küche zur Verfügung gehabt!!! J Highlight schlechthin, nach einem kurzen
Strandbesuch dann ab auf den Markt bzw. in den Supermarkt und Zutaten für,
haltet euch fest, Salat, Spiegelei und Bratkartoffeln geholt. Was haben wir
dieses Essen gefeiert.
Am nächsten Morgen ging es dann sehr sehr sehr früh los auf
die letztendlich fast unendliche Busfahrt hoch in den Norden nach Natitingou.
Das ist sozusagen das Eingangstor für den Pendjari Nationalpark(70 km entfernt),
die Strecke bis in den Norden beträgt circa 600km, da wir aber leider einen
netten Umweg von 200km gefahren sind(wenn man nicht alles hinterfragt… ;-) )
haben wir geschlagene 15 Stunden gebraucht. Gott sei Dank, dass es in Benin,
was uns ja als „fast wie Europa“ beschrieben wurde (keineswegs!) gute Straßen
gibt. Spät abends angekommen haben wir dann die Neuseeländer, Katy und Jonthy,
die wir aus Grand Popo kannten, wieder getroffen und am nächsten Tag dann alles
für die lang ersehnte Safari organisiert – Guide, Auto, Sprit, Wasser. Endlich
sind wir dann am 3. aufgebrochen um direkt an den Park heran zufahren und noch
eine Nacht in Tanongou und dem dortigen wunderschönen Wasserfall zu verbringen
– Klippenspringen! J Am nächsten Morgen hieß es noch vor Sonnenaufgang
aufstehen, damit wir früh schon die ersten Tiere sehen. Ich kann euch sagen,
die Safari war der Hammer!!! Wir haben mindestens 7 Mal Elefantenherden
gesehen, Krokodile, Hippos, Affen ohne Ende, Antilopen noch mehr,
Warzenschweine und und und …! Nur Mufasa hat uns vergeblich warten lassen, wir
sind nicht in den Genuß eines Löwen gekommen. Nächstes Mal vielleicht ;-) Das
ganze übrigens auf dem Dach unseres 4WD Autos, Safari in Benin bedeutet toller
Ausblick auf angeschweißten Sitzen. Die tollste, beziehungsweise auch krasseste
Erfahrung auf der Safari war, als ein Elefant seine Herde und vor allem das
Baby beschützen wollte. Er hat uns als so böse angesehen, dass er gerade aus
auf unser Auto zugerannt ist, die Ohren ausgeweitet und einfach so unfassbar
laut getrötet hat, dass ich echt dachte, gleich ist es vorbei. Zu unserem Glück
hatte der Elefant wohl leichte Orientierungsschwierigkeiten und ist in einen
kleinen Baum gelaufen und wir hatten damit genug Zeit um schnell davon zu düsen
– aber schaut euch das Video einfach selbst an, es war der Wahnsinn! Ganz
abgesehen davon war zu dieser Zeit auch ein unglaublich schöner Sonnenuntergang
zu sehen. Alles in diesem Nationalpark war einfach zauberhaft. Am nächsten Tag
haben wir dann nochmals morgens eine Tour gemacht und sind dann gegen Mittag
zurück in Richtung Natitingou gefahren, gut, da wir alle ziemlich pleite waren
und uns nur noch von trockenem Brot ernährt hatten, im Nationalpark gibt es
eben eher weniger Hotels und dafür saftige Preise. Unglaublich war auch, dass
es dort oben im Norden einfach richtig eisekalt war in der Nacht. Bei den
Fahrten morgens auf dem Dach des Autos sind wir bei ungelogen 7 Grad fast
erfroren, trotz Pullis und langer Hosen. Jaja, wir sind das nicht mehr gewohnt
hier!
Natürlich mussten wir dann auch die lange Rückfahrt Richtung
Süden wieder antreten, dieses mal aber nicht ganz so lange, da wir ersten eine
andere Gesellschaft gebucht hatten, um nicht wieder den riesigen Umweg zu
fahren und zweitens, wir schon in Abomey, etwas von der Küste entfernt
ausgestiegen sind.
Womit ich dann zu dem wohl härtesten Teil meines Berichtes
komme. Abomey ist etwas ganze besonderes, in der dieser kleinen Stadt hat es
bereits zu der Kolonialzeit eine „Königsfamilie“ gegeben, vor die selbst die
Franzosen solche Angst hatten, dass sie ihr ferngeblieben und die Eisenbahn in
10 km Entfernung installiert haben. Nicht ohne Grund wie wir erfahren sollten …
Wir wollten eigentlich nur eine geführte Tour in ein paar der ehemaligen
Königspaläste(Lehmhütten) machen, als uns dann immer mehr von irgendwelchen
Prinzen mit vielen Frauen und überhaupt dem starken Voodookult erzählt wurde
mussten wir öfter mal kurz kichern. Hinter uns waren bei der geführten Tour 3
junge Kerle, um die zwanzig dachten wir. Ich habe aus Spaß gefragt, na, ihr
seid doch bestimmt auch so Prinzen, und dann Ja als Antwort bekommen – dann
ging’s rund. Schaut euch unbedingt das Bild dazu an, denn diese Kerle sind
zwischen 25 und 28 Jahren alt, haben 4-6 Frauen und alle schon mindestens 6
Kinder, Geschlechtsverkehr ab 11 Jahren. Wir dachten wirklich wir sind im
falschen Film, haben es auch nicht geglaubt, bis wir zu einem „Prinzen“ nach
Hause geführt wurden und dort gesehen haben, dass diese Stories wirklich
stimmen. Leider bringt das ganze natürlich Probleme mit sich – Albinos,
behinderte Kinder oder Ähnliches, die dann noch nach dem Prinzip dieser Könige
aus den Familien verstoßen oder gar umgebracht werden. Wenn man fragt, warum
sie sich so verhalten, obwohl die Probleme doch offensichtlich sind, heißt es
einfach, „unsere Eltern haben das auch so gemacht, das ist eben unsere Kultur“.
Mal wieder traurig zu sehen, wie wenig die Afrikaner reflektieren oder ihr
Verhalten überdenken. Allerdings wurden wir dann abends noch zu einer Voodoo
Zeremonie zwecks einer Beerdigung eingeladen. Es war der Vater einer der uns
drei bekannten Prinzen, schien ihn aber auch nicht außerordentlich zu berühren,
verständlich, nachdem wir sehen mussten, dass er sein Neugeborenes kaum
beachtet hat. Leider hat das alles dann doch nicht so ganz geklappt und wir
haben nur das übriges Schafblut auf dem Boden gesehen und mussten dann
flüchten, da irgendein Voodoozauber losging, ein richtig lautes Pfeifgeräusch
in der Luft was schon irgendwie angst einflößend war – soviel dazu. Voodoo
gehört in Benin eben einfach dazu.
Schön, dass wir einen Tag später zu dem anderen Highlight
der Reise gelangt sind – Lac Ahémé. Ein wirkliches wunderschönes Fleckchen
Erde, vor allem unser Hotel, hier haben wir uns für 10 Euro die Nacht, noch mal
richtig was gegönnt. Jap, ihr hört richtig. Für den Preis, in den man in
Deutschland nicht mal eine Jugendherberge bekommt, haben wir hier in einem
Hotel mit Restaurant auf dem See, Fernseher, riesigem Bett und schönem Bad
geschlafen. Am liebsten wären wir für immer da geblieben, ging aber natürlich
leider nicht. Am nächsten Morgen haben wir den Sonnenaufgang über dem See guckt
und uns noch mal was gegönnt – ein riesiges Frühstück für 3 Euro pro Nase. Und
das kommt einem, wenn man an die Preise hier gewöhnt ist, einfach so teuer vor!
Und dann ging es auf zu unserer letzten Station, Ouidah –
dieses Mal hat auch der Bankautomat funktioniert. Beinahe wären wir da gar
nicht mehr hingefahren und das wäre ein riesiger Fehler gewesen. Erstens ist
Ouidah nämlich richtig hübsch und zweitens ist hier wirklich was zu sehen und
zu entdecken. Denn in Ouidah ist der „Point of no return“, von hier aus wurden
15 Millionen Sklaven nach Amerika geschifft. Wir haben eine geführte Tour
gemacht was wirklich interessant aber auch schockierend war, da hat man sich
kurzzeitig wirklich geschämt, weiß zu sein. Obwohl viel von dem, was dort
abgelaufen ist, dem gefürchteten König aus Abomey zuzuschreiben ist. Die einzig
schlechte Erfahrung war, dass uns ein paar junge Männer mit einem „Voodootanz“
übers Ohr hauen wollten, letztendlich waren sie aber die schockierten, als wir
es gewagt haben uns dem lächerlich verkleideten Typen, der der Gott der Toten
sein sollte, zu widersetzen. Im Nachhinein kann man sich wirklich drüber
kaputtlachen, zu dem Zeitpunkt selbst aber hat man dann doch irgendwie etwas
Bammel, dieser Voodoo-Zauber … !
Von Ouidah aus ging es dann zurück in das heigeliebte Togo,
wobei ich in Lomé gerade noch mein Visum, was nach drei Monaten ausläuft,
verlängert habe.
Die Reise war wirklich ein Traum, wir haben so viel gesehen
und erlebt und vor allem so interessante Menschen kennen gelernt und Gespräche
geführt, die ich nicht missen möchte. Benin ist in der Tat schon etwas weiter
voran geschritten, die Straßen sind gut ausgebaut, es gibt offizielle
Touristenbüros- und führer, Versicherungen für die Motofahrer und insgesamt
auch mehr Reichtum, was man an den vielen guten Autos sieht. Als „fast wie
Europa“ kann man das ganze jedoch niemals beschreiben, da fragt man sich
wieder, was für Vorstellungen man hier von Europa hat.
Und jetzt heißt es: Zurück an die Arbeit!
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen